Beschluss: zur Kenntnis genommen

 


Die Anfrage ging erst nach Versand der Einladung und Sitzungsunterlagen am 12.05.2021 bei der Verwaltung ein. Der Anfragetext wurde den Ausschussmitgliedern als Tischvorlage zur Verfügung gestellt, wird aber der Niederschrift als Anlage beigefügt.

 

Dem Vorschlag des Ausschussvorsitzenden entsprechend erfolgt die Beantwortung schriftlich mit der Niederschrift.

 

Frau   Schößler, Leiterin des Gesundheitsamtes und Amtsärztin, beantwortet die Anfrage wie folgt:

 

Allgemeine Information:

Das Gesundheitsamt hat Anfang März mit Beginn des Präsenzunterrichtes ein niedrigschwelliges und sicheres Testkonzept in allen Schulformen und Altersstufen in den Schulen im Kreisgebiet eingeführt. Die erforderlichen Materialien (Laientests zur Selbstanwendung) wurden in Abstimmung mit den Bürgermeistern der kreisangehörigen Kommunen durch den Kreis finanziert und den Einrichtungen kostenlos in ausreichender Menge für Kinder und Personal zur Verfügung gestellt, bis das Land die Schulen seinerseits mit Testkits ausgestattet hatte (nach den Osterferien). Alle Einrichtungen wurden individuell vom Gesundheitsamt geschult, bei Testungen – vor allem in der Anfangsphase - begleitet und bei jedem positiven Einzelfall persönlich betreut. Auf diese Weise konnten Unterrichtsausfälle und Gruppenquarantänen komplett verhindert werden. Positiv getestete Personen wurden sofort isoliert, deren Haushaltskontakte wurden umgehend getestet. In der Regel lag die Infektionsquelle eines positiven Kindes in dessen Familie und nicht in der Einrichtung (Ausnahme: Kita durch Personal). Das Gesundheitsamt konnte mit dieser Methode zeitnah und personenscharf Infektionsketten unterbrechen. Die negativ Getesteten schätzten dieses System aufgrund der gegebenen Sicherheit, und insbesondere die Grundschulen haben die Tests als spielerische Alltagsroutine in ihren Schulalltag einbauen können.

 

Die Gewinnung der Proben ist beim Lollitestsystem sehr einfach, stellt jedoch keinen erheblichen Vorteil gegenüber den Selbsttests aus dem Nasenvorhof dar. Deutlich aufwändiger sind die Lollitests in der weiteren Umsetzung. So müssen die Lehrkräfte bspw. die Proben beschriften, als Kontaktpersonen für die Labormitteilungen zur Verfügung stehen und im Fall eines positiven Pooltests die Einzeltestungen der betroffenen Poolkinder veranlassen. Des Weiteren sind im Hinblick auf die wissenschaftliche Auswertung wöchentlich umfassende Berichte an das Schulministerium erforderlich.

 

Die Ergebnisse der Tests liegen frühestens am nächsten Morgen vor.

 

Der Ablauf der Pooltests in den Schulen stellt sich wie folgt dar:

 

TAG 1: In einem vorgegebenen Transportroutensystem werden täglich ca. 35.000 Poolproben von ca. 3300 Schulstandorten durch verschiedene Transportunternehmen zu den 12 teilnehmenden Laboren in NRW unter strenger Einhaltung eines vorgegebenen Zeitplans gebracht. Hierbei werden täglich über 26.000 Fahrkilometer zurückgelegt.

 

TAG 2: Fällt ein Pool positiv aus, müssen Schulen dafür sorgen, dass Eltern der Poolkinder am selben Tag einen Einzeltest des Kindes abgeben. Alle beteiligten Kinder der Poolgruppe und deren Haushaltsangehörige müssen in häuslicher Absonderung bleiben und stehen bis zur Aufklärung unter Quarantäne. Da noch kein positiver Einzeltest vorliegt ist das Gesundheitsamt noch nicht involviert.

 

TAG 3: Wird das positive Kind identifiziert, können alle negativ getesteten Kinder die Schule wieder besuchen. Die Schulen werden von den Laboren nicht über den Einzelfall und auch nicht zum Stand der Auswertung des Pools informiert. Wird kein positives Kind gefunden, müssen alle Kinder ein weiteres Mal getestet werden, dann beim Haus- oder Kinderarzt. Dies geschieht – je nach Terminverfügbarkeit - noch am gleichen Tag, ggf. aber auch später. Die häusliche Absonderung bleibt währenddessen bestehen.

 

TAG 4: Das Ergebnis der Einzeltestungen bei den Haus- und Kinderärzten ist frühestens an Tag 4 bekannt, ggf. auch später, da Termine beim Arzt vereinbart werden müssen und die Laborauswertungen oft länger dauern.

 

Wie zu verfahren ist, wenn ein positiver Pool nicht durch Einzeltestungen aufgelöst werden kann, ist seitens der zuständigen Ministerien bislang nicht geklärt worden.

 

Aktuell schaffen es die Labore nicht, alle Pooltests innerhalb von12 Stunden auszuwerten und alle Befunde vor Schulbeginn am Folgetag zu übermitteln. Dadurch wird die Ermittlung positiver Fälle einschl. der Kontaktverfolgung verzögert. Auch die Auswertungen der übrigen PCR-Tests aus Praxen und Testzentren verzögern sich merklich. Die Befunderstellung dauert seit Beginn der Lollitests bis zu 48 Stunden länger.

 

Ein weiterer Nachteil der Pool-Testungen besteht aus Sicht der Verwaltung darin, dass ein positives Kind noch mindestens einen Schultag lang mit seinen Klassenkameraden im Schulsetting ist und ggf. auch nachmittags noch Freizeitbeschäftigungen nachgeht, bevor das Testergebnis am nächsten Morgen vorliegt. Dadurch muss in aller Regel die ganze Klasse in Quarantäne versetzt werden, was bei den Schnelltests vermieden werden kann.

 

Die in der Anfrage gestellten Fragen werden wie folgt beantwortet:

 

1.     Welche weiteren Testverfahren sind der Verwaltung bekannt? Wurde auch für die weiterführenden Schulen im Kreis Heinsberg ein anderes Testverfahren in Erwägung gezogen?

 

Antwort: Die in weiterführenden Schulen praktizierten PoC-Schnelltests als Selbsttest sind aus Sicht des Gesundheitsamtes ausreichend sicher, niedrigschwellig und mit angemessenem Aufwand umsetzbar. Gleichwertige Alternativen werden derzeit nicht gesehen. Da die Testverfahren durch das Schulministerium verbindlich vorgegeben werden sind Einflussmöglichkeiten der Verwaltung insoweit nicht gegeben.

 

2.     Wie beurteilt die Verwaltung eine Übernahme des „Lolli-Test-Modells“?

 

Antwort: Aus den o. g. Gründen bietet das Lolli-Test-Modell aus Sicht der Verwaltung gegenüber den Schnelltestverfahren keine wesentlichen Vorteile.

 

3.     Welche Kostenunterschiede sind bei beiden Modellen zu erwarten?

 

Antwort: Die Kosten für die Schultestungen trägt ausschließlich das Land. Wie hoch die Kostenunterschiede für das Land sind, ist nicht bekannt. Das zuständige Schulministerin rechnet bis zu den Sommerferien mit einem Gesamtkostenaufwand in Höhe von 65 Mio Euro.

 

4.     Sind alternative Tests nur zusätzlich zu den Landestests möglich und müssten von den Kommunen komplett selbst finanziert werden?

 

Antwort: Die Teilnahme an den Pool-Testungen hat das Land verbindlich vorgegeben. Die Verwaltung hat das Schulministerium frühzeitig vor Einführung der Pool-Tests um Zustimmung gebeten, das etablierte Schnelltestmodell im Kreis Heinsberg weiterführen zu können. Hierzu hat es keine Rückmeldung gegeben. Es ist daher davon auszugehen, dass alternative Tests seitens des Schulministeriums nicht zugelassen werden, auch nicht auf eigene Kosten der Kommunen.

 

5.     Wie viel Testkapazität für PCR-Tests steht überhaupt zusätzlich für gepoolte Screening-Tests an Schulen oder anderswo im Kreisgebiet zur Verfügung?

 

Antwort: Landesweit nehmen 12 Labore an der Auswertung der Pool-Tests teil. Die notwendige Testkapazität wurde auf 39.000 Pool-Tests pro Tag festgelegt. Die Auswertung der Pooltests erfolgt mit hoher Priorität, was – wie oben beschrieben – zu Verzögerungen in der Auswertung der übrigen Tests führt.