Beschluss: zur Kenntnis genommen

Frau Frau Schößler, Amtsärztin und Leiterin des Gesundheitsamtes, erläutert den bisherigen Ablauf und den Stand des Impfgeschehens im Kreis Heinsberg wie folgt:

 

Rückblick

Im Kreis Heinsberg begannen die Impfungen gegen das SARS-CoV-2-Virus am 27.12.2020 mit der ersten Impfaktion im Katharina-Kaspar-Heim der ViaNobis Gangelt. Dies war der Startschuss für eine bis dahin ungekannte, flächendeckende Impfaktivität im gesamten Kreisgebiet. Bis Ende März wurde allen Bewohnern/innen, Betreuten und Mitarbeitenden aller 38 stationären Pflegeeinrichtungen durch mobile Impfteams, bestehend aus niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, deren Assistenzpersonal und Mitarbeitenden des Impfzentrums ein Impfangebot in den Einrichtungen ermöglicht, wodurch ein Großteil der Zielgruppe vollständig geimpft werden konnte. Parallel dazu starteten aufsuchende Impfaktionen in Einrichtungen der Eingliederungshilfe, der Tagespflege sowie in weiteren Anlagen des Betreuten Wohnens und in Senioren-Servicewohnungen. Insgesamt wurden auf diesem Weg bis Ende März rund 3100 Personen in stationären Pflegeeinrichtungen und weitere 3700 Menschen im ambulanten Setting erreicht, darunter nicht eingerechnet das betreuende bzw. pflegende Personal.

Am 8. Februar 2021 nahm das seit 15.12.2020 betriebsbereite Impfzentrum in Erkelenz die Arbeit auf und startete zunächst mit der Impfung von Personen, die bis 1941 geboren wurden – anfangs im Nachmittagsbetrieb, ab 1. März ganztags von 8 bis 20 Uhr. Sukzessiv wurde der Kreis der zur Impfung prioritär zugelassenen Personen nach Geburtsjahrgängen erweitert, bis schließlich Ende April allen 70-Jährigen und Älteren ein Impfangebot gemacht worden war.

Überlappend zu den Impfungen nach Geburtsjahren wurden Personen aus bestimmten Berufsgruppen gemäß Impferlass des Landes NRW in den Impfzentren geimpft. Diese sogenannte Priorisierung stieß nicht immer auf Verständnis und führte zu einem erheblichen Impfbegehren vor allem bei den Personengruppen, welche laut Erlass noch nicht impfberechtigt waren. Die Leistungskapazität des Impfzentrums wurde von anfangs 100 Impfungen auf bis zu 1400 Impfungen am Tag zu Hochzeiten gesteigert.

Für die Impfungen standen zunächst drei Impfstoffe zur Verfügung, der mRNA-Impfstoff der Firma BioNTech, der mRNA-Impfstoff der Firma Moderna und ein Vektor-Impfstoff der Firma AstraZeneca. Im März wurde der Vektor-Impfstoff der Firma Janssen-Cilag (Johnson & Johnson) zugelassen, dessen Impfeffekt zwar nicht an den der anderen drei Impfstoffe herankam, der sich jedoch durch eine nur einmalige Impfnotwendigkeit auszeichnete.

Im Frühjahr standen erst nur die Impfstoffe von BioNTech und AstraZeneca in größerer Menge zur Verfügung, welche laut Herstellerangaben altersgebunden verabreicht wurden: BioNTech für Personen ab 65 Jahren sowie 16- und 17-Jährige, die aufgrund ihrer Tätigkeit ein Impfangebot erhielten, AstraZeneca für 18- bis 64-Jährige. Diese Empfehlungen änderten sich am 30.03.21 radikal, nachdem es gehäuft zu thromboembolischen Komplikationen bei überwiegend jüngeren Frauen nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff gekommen war und ein Zusammenhang zur Impfung nicht ausreichend sicher ausgeräumt werden konnte. Aus Gründen der Gesundheitsvorsorge durfte der Impfstoff von AstraZeneca seit dem 30.03.21 nur noch an Personen ab 65 Jahren, für welche er bis zu diesem Zeitpunkt angeblich nicht gut geeignet gewesen sei, verabreicht werden.

Skepsis und Verunsicherung waren verständlicherweise groß und Impfberechtigte sagten ihre Termine für die zuvor sehr begehrten Impfungen ab. Um die ins Stocken gekommene Impfaktion wieder „auf Spur“ zu bringen und den Impffortschritt in der Gesamtbevölkerung voranzutreiben,  ermöglichte man ab 04.04.2021 in einer ungewöhnlichen zweiwöchigen Sonderaktion allen Menschen ab 60 Jahren, welche andernfalls erst Wochen später impfberechtigt geworden wären, bereits zu diesem Zeitpunkt eine Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff. Auf diese Weise konnten zumindest kurzfristig zahlreiche Impfungen mit dem Vektorimpfstoff verabreicht werden. Einen weiteren Abnahmeschub gab es mit Beginn der Impfungen in den Praxen der niedergelassenen Ärzteschaft ab 06.04.21, wo anfangs ebenfalls der Impfstoff von AstraZeneca zur Verfügung stand. Inzwischen ist dieser Impfstoff kaum noch verwendbar, da er auf breite Ablehnung stößt.

Ab 07. Juni konnten durch Betriebs- und Arbeitsmediziner Impfungen in Betrieben und Arbeitsstätten angeboten werden. Gleichzeitig wurde die Priorisierung aufgehoben, so dass nun jede Person eine Impfung erhalten durfte, sofern Impfstoff vorhanden war. Nach anfänglich großer Resonanz und beträchtlichen Fortschritten im Hinblick auf die Impfraten durch die gemeinsame Aktivität in Impfzentren, Praxen und Betrieben kam es ab Juli zur Umkehr des Impfbegehrens in der impfberechtigten Bevölkerung. Diese Tendenz setzt sich bis heute fort, so dass nunmehr immer niedrigschwelligere Angebote und Werbung an allen Fronten erforderlich sind, um überhaupt noch die vorhandenen Impfstoffe verabreichen zu können, bevor das Verfallsdatum erreicht wird.

Die bislang durchgeführten und geplanten Aktionen sind in der Tabelle aufgeführt. Sie haben jeweils mäßigen Erfolg, was die Anzahl der Impfung.

Mobile bzw. dezentrale Impfaktionen des Impfzentrums Kreis Heinsberg

1. Impfung

15.07.-18.07.

9-19:30 Uhr

Hückelhoven Parkofstr., Abstrichstelle DRK

320 Impfungen BioNTech

2. Impfung

12.8-15.08.

9-19:30 Uhr

Hückelhoven Parkofstr., Abstrichstelle DRK

 

 

 

 

 

 

1. Impfung

30.07.-01.08.

9-19 Uhr

Wegberger Mühle, Rathausplatz 21

45+33+60 = 138 Impfungen BioNTech

2. Impfung

27.08.-29.08

9-19 Uhr

Wegberger Mühle, Rathausplatz 21

 

 

 

 

 

 

Impfung

07.08.

10-12 Uhr

Heinsberg, Liecker Str./Josef-Gaspers Str.

22 Impfungen J&J u 8 Impfungen BioNTech

Impfung

07.08.

13-15 Uhr

Oberbruch, Carl-Diem-Str. / Röntgen Str.

 

 

 

 

 

Impfung

13.08-14.08.

17-21 Uhr

Konzert "Sommermusik" Schacht 3 in Hückelhoven

 

 

 

 

 

 

Impfung

24.08.

9-14 Uhr

Jobcenter Kreis Heinsberg, Geschäftstelle Heinsberg

 

Impfung

26.08.

9-14 Uhr

Jobcenter Kreis Heinsberg, Geschäftstelle Geilenkirchen

 

Impfung

31.08.

9-14 Uhr

Jobcenter Kreis Heinsberg, Geschäftstelle Hückelhoven

 

 

 

 

 

 

Impfung

in Planung

 

Berufskolleg Erkelenz

 

Impfung

in Planung

 

Berufskolleg EST und Berufskolleg Wirtschaft in GK

 

Impfung

in Planung

 

Jobcenter Kreis Heinsberg, Geschäftsstelle Erkelenz

 

 

Seit 29.07.2021 steht das Impfzentrum Erkelenz allen Impfwilligen ab 16 Jahren auch ohne Termin offen. Die Nachfrage ist nach wie vor sehr überschaubar. Ähnliches wird aus den Arztpraxen berichtet, so dass man inzwischen von einer regelrechten Impfmüdigkeit sprechen muss.

Seit 07.08.2021 können auch gesunde 12- bis 15-Jährige - wie durch GMK-Beschluss vom 02.08.21 ermöglicht - im Impfzentrum unter bestimmten Voraussetzungen geimpft werden, dies nach eingehender kinderärztlicher Beratung und Abwägung des Nutzen-Risiko-Faktors. Die STIKO empfiehlt eine flächendeckende Impfung dieser Altersgruppen nicht, was nach jetzigem Kenntnisstand medizinisch gerechtfertigt ist. Kinder erkranken mit oder ohne Impfung nicht schwer, mögliche Langzeitfolgen sind hingegen noch nicht überschaubar, da es schlichtweg noch keine gibt. Ein weiteres Argument der STIKO gegen eine generelle Impfempfehlung für Kinder ist, dass Kinder bislang nicht als Pandemietreiber galten. Sie steckten sich seltener an, werden in der Regel nicht schwer krank und gaben die Infektion selten an andere weiter. Entgegen diesen Erkenntnissen erhoffen sich Politiker und viele Eltern einen positiven Effekt durch die Impfung der Kinder, sowohl für die kindliche Gesundheit als auch für die Pandemieentwicklung insgesamt.

Der Anteil aller Kinder und Jugendlicher bis 15 Jahre einschließlich macht etwa 14 % der Gesamtbevölkerung des Kreises Heinsberg aus (ca. 36.110). Davon wiederum sind nur ca. 9300 Kinder im zur Diskussion stehenden impffähigen Alter von 12 bis 15 Jahren (etwa 2330 Kinder pro Jahrgang). Das wiederum wären gerade einmal 3,6 % der Gesamtbevölkerung. Selbst bei vollständiger Immunisierung dieser Gruppe kämen wir einer Herdenimmunität bei noch mindestens 64.000, entsprechend 29 % ungeimpften und nicht durch Infektion immunisierten Erwachsenen ab 16 Jahren kaum näher.

Eine exakte und tagesaktuelle Auswertung der Impfzahlen ist leider schwierig, da die Statistik von der Kassenärztlichen Vereinigung geführt wird und die aus den Praxen und Betrieben gemeldeten Zahlen oft erst mit erheblichem Verzug mitgeteilt werden. Mit Stand 10.08.2021 (Impfungen im oder mit dem Impfzentrum) bzw. 27.07.2021 für die Praxis-/Betriebsimpfungen waren folgende Impfraten bekannt:

283.132 Impfdosen wurden im Kreis Heinsberg insgesamt verabreicht.

133.510 Personen gelten als vollständig geimpft.

                   Die Mehrheit hat eine zweifache Impfung erhalten, sprich 267.020 Impfdosen gingen an die vollständig geimpften. 283.132 – (133.510*2) = 16.112.

 16.112 Personen sind teilgeimpft.

255.555 Einwohner/innen im Kreis Heinsberg, davon sind ca.

  36.110 Kinder und Jugendliche von 0 bis 15 Jahren. Die Differenz:

219.445 Personen bilden die Gruppe der impffähigen Erwachsenen ab.

   219.445 impffähige Erwachsene

- 133.510 vollständig Geimpfte

-   16.112 Teilgeimpfte

-     6.000 Genesene (geschätzter Anteil von 12.200 Positivfällen im Kreis Heinsberg, die sich nicht haben impfen lassen und trotzdem als immunisiert gelten)

    63.823 Personen im Kreis Heinsberg über 16 Jahre, die weder geimpft noch genesen sind, entsprechend 29 % der Altersgruppe

 + 34.000 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, die weder als genesen gelten noch geimpft sind (schätzungsweise 2000 Kinder aus dieser Altersgruppe können als immunisiert angenommen werden)

    97.823  Personen ohne Immunisierung gegen SARS-CoV-2, entsprechend

         38 % der Gesamteinwohnerzahl im Kreis Heinsberg

 

Aktueller Sachstand:

steigende Infektionszahlen, Inzidenz laut LZG.NRW am 10.08.21 bei 55,2 pro 100.000 Einwohner.

12.313 Personen mit nachgewiesener Infektion, Stand 11.8.21, 17:00.

Delta-Variante erstmals am 24.06.21 im Kreis nachgewiesen, im August 56 % aller Infektionen

 

Anteil Impfdurchbrüche an Gesamtfallzahl

 

Fazit und Ausblick:

·         Die indische Variante, sprich Delta-Mutation, wird zur beherrschenden Variante.

·         Deren Ansteckungsrate ist sehr hoch und die Impfdurchbrüche nehmen zu.

·         Die Krankheitslast nimmt im Gegenzug nicht zu (momentaner Wissensstand).

·         Der Eigenschutz durch die Impfung vor schweren Verläufen rückt in den Vordergrund

·         Der Anteil infizierter (Klein-)Kinder nimmt zu.

·         Die Impfung der Kinder zw. 12 und 15 Jahren (3,6% der Kreisbewohner) wird auf eine mögliche Herdenimmunität keinen Effekt haben

 

52 % aller Kreisbewohner gelten als vollständig geimpft

  6 % aller Kreisbewohner sind teilgeimpft

38 % aller Kreisbewohner/innen sind weder geimpft noch genesen, fast 2 von 5.

29 % der Erwachsenen ab 16 J. sind weder geimpft noch genesen, fast 1 von 3

3,6 % aller Kreisbewohner/innen sind zwischen 12 und 15 Jahren, ca. 1 von 28