Beschluss: keine Beschlussfassung

  


Es wird auf die der Einladung zur Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klima, Verkehr und Strukturwandel am 24.08.2021 als Anlage beigefügte Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion vom 29.07.2021 verwiesen.

Die Anfrage wird von der Verwaltung wie folgt beantwortet:

 

Im Kreis Heinsberg wird die Trinkwasserversorgung durch fünf Wasserversorger gewährleistet, von denen vier ihr Trinkwasser aus Grundwasserbrunnen gewinnen und aus eigenen Wasseraufbereitungsanlagen in das entsprechende Leitungssystem einspeisen. Einzig die Stadtwerke Übach-Palenberg werden über die enwor GmbH mit Trinkwasser aus dem Talsperrenverbundsystem der Nordeifel beliefert, welches durch die Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel mbH (WAG) zur Verfügung gestellt wird. Die Liefermengen belaufen sich für die einzelnen Wasserversorger durchschnittlich pro Jahr auf:

Kreiswasserwerk Heinsberg/Uevekoven:                                                                                ca. 7,1 Mio m³

Verbandswasserwerk Gangelt:                                                                                                       ca. 3,8 Mio m³

Stadtwerke Heinsberg:                                                                                                                     ca. 2,15 Mio m³

Stadtwerke Übach-Palenberg:                                                                                                      ca. 1,35 Mio m³

Gemeindewasserwerk Waldfeucht:                                                                                           ca. 0,56 Mio m³

Die Fragen werden im Folgenden für alle Wasserversorger zusammengefasst beantwortet.

 

Frage 1:

Wie haben sich die vergangenen Sommer, welche durch Hitze und Trockenheit gekennzeichnet waren, auf die Wasserversorgung ausgewirkt? Gibt es Informationen darüber, dass es in den letzten Jahren zu Engpässen in der Wasserversorgung im Kreisgebiet gekommen ist?

 

Antwort:

Die langen Hitze- und Trockenphasen der letzten Jahre haben bei allen Wasserversorgern zu deutlich gestiegenen Wasserabgaben geführt mit Abnahmespitzen in den Sommermonaten, dort insbesondere in den Nachmittags- und Abendstunden infolge privater Bewässerungsmaßnahmen. In besonders trockenen Zeiten stiegen die Tagesabgaben um bis zu 60%. Bei allen Versorgern sei es in Spitzenzeiten nahezu zur Vollauslastung der technischen Systeme gekommen, tatsächliche Versorgungsengpässe habe es bisher aber nicht gegeben. Um zukünftigen Engpässen entgegenzuwirken, sind die Errichtung eines weiteren Wasserwerkes am Standort Oberbruch sowie der Neubau des Wasserwerks Mennekrath mit einer weiteren Entnahmestelle geplant. Durch den Bau wird eine Redundanz für viele Störfallszenarien geschaffen und somit eine deutliche Steigerung der Versorgungssicherheit erreicht.

 

Frage 2:

Ist dem Kreis bekannt, zum Beispiel über das Gesundheitsamt, ob es bei einem der oben ge- nannten Versorger durch Verunreinigungen in den letzten Jahren zu Lieferschwierigkeiten gekommen ist? Welche Maßnahmen wurden bzw. werden in einem solchen Fall ergriffen?

 

Antwort:

Es gab in den vergangenen Jahren vereinzelt Ereignisse, die besondere Maßnahmen erforderlich machten, um die einwandfreie Qualität des Trinkwassers durchgehend gewährleisten zu können. Lieferschwierigkeiten ergaben sich hierdurch aber in keinem einzigen Fall.

Im Versorgungsgebiet Übach-Palenberg war es im Jahr 2018 nach einem Rohrbruch im landwirtschaftlichen Bereich zu einer bakteriologischen Verunreinigung des Trinkwassers gekommen, worüber das Gesundheitsamt unverzüglich in Kenntnis gesetzt wurde. Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes erfolgte eine vorübergehende Trinkwasserdesinfektion durch Zugabe von Chlor. Nach Sanierung des Schadens und Spülen der betroffenen Leitungsabschnitte konnten die Verunreinigung beseitigt und die Chlordesinfektion beendet werden. Zu keinem Zeitpunkt war die Trinkwasserversorgung gefährdet.

Die Verbandswasserwerk Gangelt GmbH hat im Rahmen der routinemäßigen Wasseranalytik im Januar 2020 Grundwasserbelastungen durch per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, sog. PFAS, festgestellt, welche in geringer Konzentration auch im Trinkwasser zu finden waren, dort allerdings weit unterhalb des geltenden Leitwertes. In Abstimmung mit den zuständigen Behörden hat die Gesellschaft im Rahmen der Versorgungssicherheit und des vorbeugenden Gesundheitsschutzes in diesem Jahr eine Aktivkohlefilteranlage errichtet, welche die PFAS vollständig aus dem Rohwasser entfernt. Lieferengpässe waren in diesem Zusammenhang zu keiner Zeit aufgetreten.

Weitere relevante Störfälle sind in den letzten Jahren nicht aufgetreten. Bei Störungen oder potenzieller Gefährdung des Trinkwassers ist unverzüglich die untere Gesundheitsbehörde als Aufsichtsbehörde zu informieren, welche die erforderlichen Maßnahmen festlegt und deren Durchführung beaufsichtigt.

 

Frage 3:

Wie wird gewährleistet, dass Wasserengpässe aufgefangen werden? Gibt es zwischen den    Wasserversorgern im Kreis die logistische und technische Möglichkeit, Wasserengpässe bei      einem Versorger durch einen anderen Versorger aufzufangen?

 

Antwort:

Im Bereich der Stadtwerke Übach-Palenberg ist die Trinkwasserversorgung aus der Trinkwasseranlage Roetgen abgesichert, welche aus mehreren Talsperren gespeist werden kann. Die einzelnen Rohwasserquellen können aufgrund der Gestaltung des Leitungsnetzes bei etwaigen Verunreinigungen in einer der Talsperren durch Umfahrungsleitungen separat genutzt werden.

Das Kreiswasserwerk Heinsberg/Uevekoven umfasst vier eigenständige Versorgungsbereiche, die durch Schieber voneinander getrennt sind, welche im Notfall geöffnet werden können, um so zumindest eine Teilversorgung der angrenzenden Gebiete zu ermöglichen.

Zwischen den Versorgungsgebieten der Stadtwerke Heinsberg, des Verbandswasserwerks Gangelt und des Gemeindewasserwerks Waldfeucht gibt es Netzverbindungen, worüber eine gewisse Notversorgung gewährleistet werden kann, sofern es durch Akutereignisse zu Engpässen kommen sollte. Darüber hinaus hat das Verbandswasserwerk Gangelt leistungsstärkere Pumpen in zwei Brunnen verbaut und sein gesamtes Leitungssystem mit einem speziellen Schirmspülverfahren von Ablagerungen bereinigt, um Druckverhältnisse und Durchflussmengen zu erhöhen.

Alle diese Möglichkeiten reichen allerdings nicht aus, um angrenzende Versorgungsgebiete großflächig und umfänglich zu versorgen, insbesondere dann nicht, wenn Wasserengpässe aufgrund von Trockenheit oder Dürre entständen, wodurch alle Gebiete betroffen wären. Um dies zu gewährleisten, müssten die Wasserversorger im Kreis Heinsberg ihre Förder-, Aufbereitungs- und Speicherkapazitäten erweitern. Außerdem müssten großdimensionierte Transportleitungssysteme in die benachbarten Versorgungsgebiete verlegt werden.

Frage 4:

Wie wird ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen den Wasserversorgern sichergestellt?

 

Antwort:

Die Trinkwasserversorger arbeiten in verschiedenen Gremien und Verbänden - wie zum Beispiel dem Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) - zusammen. Hierüber wird eine Aktualisierung des Informationsstandes zu allen wichtigen Fragen der Trinkwasserversorgung sichergestellt. Anlassbezogen tauschen sich die Wasserversorger auf Kreisebene direkt miteinander aus, und im Rahmen der Kooperation Wasserwirtschaft-Landwirtschaft finden regelmäßige Treffen statt. Über die Wasserlabore und den engen Kontakt zum Gesundheitsamt werden wichtige Informationen an alle Wasserversorger weitertransportiert und bedarfsweise in gemeinsamen Besprechungen erörtert.

 

Frage 5:

Gibt es im Brunnenwasser Nitratrückstände? Wie oft werden Messungen durchgeführt?

 

Antwort:

Natürliche oder durch den Menschen eingebrachte Mineralien und chemische Stoffe sowie deren Verbindungen finden sich in allen oberen Grundwasserleitern und in Oberflächengewässern wieder - hierzu gehört auch Nitrat. Um eine gesundheitliche Gefährdung durch diese chemischen Stoffe zu vermeiden, sind Grenzwerte im Trinkwasser einzuhalten. Die Trinkwasserverordnung (TrinkWV) legt die Grenzwerte u.a. für Nitrat fest, derzeit 50 mg/l, und schreibt die Häufigkeit der Wasseruntersuchungen vor, welche sich nach der jährlichen Abgabemenge der Trinkwasserversorgungsanlage richtet. Im Brunnenwasser erfolgen die Analysen 2- bis 3-mal pro Jahr, im Trinkwasser vierteljährlich bis monatlich. Die Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Messungen erfolgt automatisch durch die beauftragten Wasserlabore. Die Untersuchungsergebnisse werden der unteren Gesundheitsbehörde vorgelegt, Überschreitungen müssen unverzüglich gemeldet werden. Im gesamten Kreisgebiet liegt der Wert für Nitrat im Trinkwasser bei allen Trinkwasserversorgern deutlich unterhalb des Grenzwertes von 50 mg/l. Vereinzelte höhere Werte im Rohwasser aus Flachbrunnen (aber noch unterhalb des Grenzwertes) werden durch Mischung von Flach- und Tiefbrunnenwasser bei der Wasseraufbereitung ausgeglichen.