Sitzung: 05.05.2022 Ausschuss für Kultur, Partnerschaft und Tourismus
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 15, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0064/2022
Beschlussvorschlag:
Auf der Grundlage der im Jahr 2020 beschlossenen Museumskonzeption und
der entsprechenden Aktualisierung werden Betriebskostenzuschüsse – unter dem
Vorbehalt einer entsprechenden Förderung durch die jeweilige Stadt bzw.
Gemeinde – in Höhe von 1.500,00 € an die musealen Einrichtungen:
¾
Bauernmuseum
Selfkant,
¾
Bergfried
Wassenberg,
¾
Besucherbergwerk
Schacht 3, Hückelhoven,
¾
Dokumentationszentrum
Glanzstoff, Heinsberg-Oberbruch,
¾
Historisches
Klassenzimmer Geilenkirchen-Immendorf,
¾
Kleinbahnmuseum
Selfkantbahn Gangelt-Schierwaldenrath,
¾
Korbmachermuseum
Hückelhoven-Hilfarth,
¾
Kulturelles Zentrum Haus Hohenbusch, Erkelenz,
¾
Leo-Küppers-Haus
Wassenberg,
¾
Rheinisches
Feuerwehrmuseum Erkelenz,
¾
Schrofmühle
Wegberg-Rickelrath,
¾
Virtuelles Museum der verlorenen Heimat Erkelenz,
und Betriebskostenzuschüsse in Höhe von 750,00 € an
¾
Heimatmuseum
Waldfeucht und
¾
Museum für Mineralien- und Bergbaufreunde Hückelhoven
bewilligt. Die Mittel stehen im Haushalt 2022 zur Verfügung.
Seit dem Jahr 2005
erfolgt die Gewährung von Zuschüssen an museale Einrichtungen im Kreis
Heinsberg auf der Grundlage der in der Sitzung des Kreisausschusses am
23.06.2005 beschlossenen Museumskonzeption, die im 5-jährigen Rhythmus
bearbeitet und fortgeschrieben wird. Auf Vorschlag des Ausschusses für Kultur,
Partnerschaft und Tourismus hat der Kreisausschuss in seiner Sitzung am
08.06.2021 beschlossen, dass in den Folgejahren bis zum Jahr 2025 eine
Bewilligung von Betriebskostenzuschüssen der musealen Einrichtungen im Kreis
Heinsberg auf der Grundlage der Museumskonzeption 2020 erfolgt. In dieser
Konzeption ist im Rahmen eines gewichteten Punkteschemas eine Bewertung der
musealen Einrichtungen unter Berücksichtigung festgelegter museumsfachlicher
Kriterien vorgenommen worden. Nach diesen Förderkriterien steht die
Bezuschussung der musealen Einrichtungen in Abhängigkeit der erreichten Punkte.
Dabei gelten für die Bewilligung der jährlichen Betriebskostenzuschüsse – unter
Berücksichtigung der durch den Kreisausschuss am 13.12.2016 beschlossenen
Erhöhungen – folgende Abstufungen:
1.500,00 € bei Erreichen einer
Gesamtbewertung von 65 – 90 Punkten,
750,00 € bei Erreichen einer Gesamtbewertung von 57 – 64 Punkten.
Bei einer
Gesamtbewertung von weniger als 57 Punkten kommt die Bewilligung eines
Betriebskostenzuschusses nicht in Betracht.
Ein besonders
wichtiges Kriterium für die Förderung musealer Einrichtungen durch den Kreis
Heinsberg ist die finanzielle Unterstützung durch die jeweilige Stadt/Gemeinde.
Nur wenn auch von dieser Seite die Unterstützung und damit die Wertschätzung
der Museumsarbeit gewährleistet ist, kann eine Förderung durch den Kreis
Heinsberg erfolgen.
Wie den
Erläuterungen zur Sitzung des Ausschusses für Kultur, Partnerschaft und
Tourismus am 26.04.2021 zu TOP 5 zu entnehmen ist, konnte das
Dokumentationszentrum Glanzstoff, Heinsberg-Oberbruch, seinerzeit noch nicht
bewertet werden, da es sich im Aufbau befand. Zwischenzeitlich hat die Museumsleiterin
Dr. Müllejans-Dickmann eine museumsfachliche Bewertung mit folgendem Ergebnis
durchgeführt:
„Der
Industriepark Oberbruch, ehemaliges Stammwerk des Kunstseide-Produzenten
„Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG“, beherbergt seit 2021 das Glanzstoff Dokumentationszentrum.
Anhand von Zeugnissen der firmeneigenen Sammlung wird hier die wechselvolle
Geschichte des Unternehmens sowie die industrielle und gesellschaftliche
Entwicklung des Kreises Heinsberg veranschaulicht. Dabei werden zeitlose
Faktoren wie Erfinder- und Unternehmergeist, internationale Konkurrenz,
Kriegswirren, Emanzipation oder Einwanderung berührt. Das Glanzstoff
Dokumentationszentrum ist das einzige in Deutschland und das erste im Kreis
Heinsberg, das sich mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region
befasst. Träger ist der Förderverein Industriepark Oberbruch e. V.
Ein Film
führt die Besucher/innen anschaulich durch die Firmengeschichte. Max Fremery
und Johann Urban begannen in Oberbruch im Jahr 1891 mit der Herstellung von
Glühfäden und Glühlampen und erfanden die deutsche Kupferkunstseide. Auf dieser
Erfindung basiert die Gründung der “Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG“ im Jahre
1899. Sie entwickelte sich zu einem der international bedeutendsten Unternehmen
der Kunstfaserindustrie mit 29.000 Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern. Die bei
Glanzstoff neu entwickelten und industriell gefertigten Produkte wie
Kupferseide (1899), Rayon (1911), Perlon (1950) und Diolen (1958) veränderten
und prägten durch Vielfalt, Qualität und günstige Preise besonders die
Damenmode des 20. Jahrhunderts nachhaltig.
Für das
Dokumentationszentrum wurde die einzigartige Sammlung von Fotografien,
Grafiken, Filmen, Gemälden, Objekten, Kleidung sowie der Firmenbibliothek
aufbereitet. Ausgewählte Stücke werden in dem vom Förderverein renovierten 120
Jahre alten ehemaligen Produktionsgebäude präsentiert. Produkte und
Arbeitsprozesse, vor allem aber die daran beteiligten Menschen, stehen im
Mittelpunkt der Ausstellung. Glanzstoff bot nicht nur Arbeit, sondern prägte
durch moderne Siedlungen und Vereine auch den Alltag und die Kultur der
Mitarbeiter/innen und der Region.“
Es ergibt sich folgende Bewertung nach der entsprechenden Gewichtung:
Sammlungsbestand/Konzept: 18 Punkte
Organisation/Trägerschaft: 15 Punkte
Fachliche Leitung: 18 Punkte
Öffnungszeiten: 12 Punkte
Vermittlung: 12 Punkte
Inventarisation: 6 Punkte
Barrierefreiheit: 6 Punkte
Gesamtpunkte nach
Berücksichtigung aller Faktoren: 87 Punkte (Anlage der Einladung zur Sitzung des Ausschusses für Kultur,
Partnerschaft und Tourismus).
Die museale Einrichtung wurde am 17.09.2021 eröffnet.