Mit Schreiben vom 10.09.2014 an den Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt und Verkehr stellt die FDP-Kreistagsfraktion nach § 12 der Geschäftsordnung mehrere Fragen zur Thematik Optimierung der Abstimmung zwischen den Schulzeiten und den Fahrplänen im ÖPNV sowie zu den aktuellen Erfahrungen bei der Schülerbeförderung. Das v. g. Anfrageschreiben der FDP-Kreistagsfraktion wurde durch die Verwaltung nachrichtlich mit Schreiben vom 11.09.2014 allen Ausschussmitgliedern zugesandt.

Mit Zustimmung des Vertreters der FDP-Kreistagsfraktion soll die Beantwortung der Anfrage schriftlich mit der Niederschrift erfolgen.

 

Zu der Anfrage der FDP-Kreistagsfraktion nimmt die Verwaltung wie folgt Stellung:

 

Im Kreis Heinsberg werden ca. 35.000 Schülerinnen und Schüler in 91 Schulen vom Primärbereich bis zum Sekundarbereich II unterrichtet. Es werden alle Schulformen (Grundschule, Hauptschule, Gesamtschule, Realschule, Sekundarschule, Gymnasium, Förderschule und Berufskolleg) in öffentlicher und privater Trägerschaft angeboten. Allerdings werden nicht in jedem Schulträgerbereich (Gemeinde, Stadt, Kreis) alle Schulformen vorgehalten.

Zur Darstellung des Schülerverkehrs wird hier auf die entsprechenden Kapitel des Nahverkehrsplanes Kreis Heinsberg, der aktuell fortgeschrieben wird, insbesondere Kap. 4.3.3, Abbildung 17, Seite 78 „Schülerverkehrsverflechtung im Kreis Heinsberg (2005)“ verwiesen.

Die Staffelung der Schulanfangs-/-endzeiten zielt darauf ab, den Fahrzeugeinsatz im ÖPNV/Schülerverkehr zu reduzieren und Betriebskosten zu senken, einerseits durch Einsparung von Bussen und/oder durch Einsatz von Bussen mit entsprechenden Kapazitäten (Solowagen oder Gelenkbusse). Gleichzeitig soll eine adäquat hohe Beförderungsqualität in den Bussen gewährleistet werden. Es geht darum, sog. disponible Schülerfahrten im ÖPNV zu ermitteln. Dies sind vor allem Parallelfahrten von Buslinien zu unterschiedlichen Schulen, welche die große Nachfrage zum Schulbeginn gegen 8 Uhr decken sollen und die bei einer Staffelung der Schulanfangszeiten möglicherweise entfallen können. Bei diesen Fahrten handelt es sich größtenteils um Verstärkungs- oder Sonderfahrten. Der Schülerverkehr im Kreis Heinsberg wird von den konzessionierten Verkehrsunternehmen im ÖPNV integriert betrieben, Ausnahme bilden hier die Gemeinde Waldfeucht und die Stadt Wassenberg, die als Schulträger für den Schülerverkehr zuständig sind. Waldfeucht vergibt den Schülerverkehr in Gänze als sog. „Schülerspezialverkehr“, d. h. ausschließlicher Transport der Schüler zur Schule und zurück. Wassenberg vergibt den Schülerverkehr zur Gesamtschule teilweise entsprechend.

 

Die Schullandschaft hat sich in den letzten Jahren auch im Kreis Heinsberg deutlich verändert, so z. B. durch die Einführung der Offenen Ganztagsgrundschulen, der gebundenen Ganztagsschulen als Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen, wobei sich der Ganztag vielmals auf 3 Schultage mit Nachmittagsunterricht bis ca. 15:30/16:00 Uhr beschränkt. Auch sind Teilschulstandorte mit einer zentralen Mittagsverpflegung und/oder Betreuung an einem Standort in der Regel im regulären Linienverkehr nicht zu bewältigen. Ferner wurden, Änderungen im Stundenraster einer Schulstunde von 45 min auf mancher Orts 60 min, 67,5 min oder 90 min sowie die bindende Einführung einer Mittagspause von 60 min bei Unterrichtszeiten bis in den Nachmittag (zumeist 7. Stunde) mit zahlreichen Ausnahmen vorgenommen – und dies teilweise an einem Schulstandort.

 

 

Frage 1:     Bei wie vielen Schulen im Kreisgebiet wurden bereits die Schulzeiten mit den ÖPNV-Betreibern abgestimmt? Zu welchen konkreten Veränderungen ist es dabei gekommen?

 

Antwort:   Im Jahre 2001 hat es die erste Untersuchung zur Anpassung von Schulzeiten im Kreis Heinsberg (ca. 100 Schulen) gegeben, bei der durch zeitliche Entzerrung und Abstimmung der Schulzeiten ein deutliches Einsparpotential nachgewiesen werden konnte. Zum Schuljahr 2002/2003 führte dies zu entsprechenden Anpassungen der Schulzeiten an diversen Schulen in den Stadtbereichen Erkelenz, Geilenkirchen und Wassenberg. Hierzu trug der Kreis Heinsberg als Schulträger für die Berufskollegs in Erkelenz und Geilenkirchen bei. Es konnten Parallelverkehre analysiert und aufgehoben sowie Leerfahrten deutlich reduziert und Fahrzeugumläufe optimiert werden. Durch zeitliche Anpassung der Schulzeit am Kreisgymnasium Heinsberg und der damaligen Hauptschule im Selfkant konnten für diesen Bereich Leerfahrten vermieden werde. Der Schulstandort Heinsberg wurde zu diesem Zeitpunkt vom Schulträger Stadt Heinsberg als Schülerspezialverkehr abgewickelt. Seit dem Schuljahr 2011/2012 ist der Schülerverkehr auch im Stadtbereich Heinsberg nahezu komplett im ÖPNV integriert und führte zu einer deutlich verbesserten Bedienung diverser Stadtteile.

In den Jahren 2007/2008 wurde eine weitere Untersuchung der Schulzeitstaffelung durchgeführt. Auch hierbei konnten Potentiale zur Verbesserung der Schulbedienung ermittelt werden, die in den folgenden Jahren zu verschiedenen Anpassungen und Linienänderungen führten. In Wegberg konnte z. B. durch die Integration von Schülerverkehren und Verstärkerfahrten in den ÖPNV die Linie 411 eingerichtet werden, die für jedermann nutzbar ist.

Aufgrund des Ausbaus zum Ganztagesbetrieb am Kreisgymnasium Heinsberg und der hieraus resultierenden Veränderung der Schulzeiten konnte zum Schuljahr 2010/2011 die Bedienung teilweise erheblich verbessert werden und weitere Parallelverkehre in den morgendlichen Zubringerverkehren aufgehoben werden, da eine frühere Schulanfangszeit realisiert werden konnte.

Zum nächsten Fahrplanwechsel werden in der Gemeinde Gangelt u. a. zur Bedienung der Grundschule Birgden Schülerverkehre in den ÖPNV integriert; die neue Linie 23 ist dabei für die Allgemeinheit nutzbar.

 

 

Frage 2:     Aus welchen Gründen wurden bei den übrigen Schulen die Zeiten nicht mit dem ÖPNV abgestimmt? Wer waren die Entscheidungsträger und welche Argumente wurden für eine ablehnende Haltung angebracht?

 

Antwort:   Im Gutachten 2001 wurden für den Schulstandort Wegberg Einsparpotentiale ausgewiesen, die jedoch auch von Änderungen im Bereich Wassenberg abhängig waren und auch noch sind, da hier die Vorschläge nur teilweise umgesetzt werden konnten. Spezifische Gründe seitens der zuständigen Schulträger sind der Verwaltung nicht bekannt. An der sukzessiven Umsetzung weiterer Untersuchungsergebnisse wird von den Verwaltungen und Verkehrsunternehmen laufend gearbeitet. Veränderungen der Schullandschaft haben meist einen langen Vorlauf, jedoch werden die notwendigen Informationen oft zu spät, manchmal gar nicht, an die Verkehrsbetriebe weitergeleitet.

 

 

Frage 3:     Wie werden die (möglichen) Veränderungen von Seiten der Schulen, Schüler und Eltern bewertet?

 

Antwort:   Diesbezüglich sind aufgrund der verschiedensten Anpassungen der Schulzeiten am Kreisgymnasium Heinsberg überwiegend positive Reaktionen bekannt. Jedoch wird es bezogen auf das Kreisgebiet Heinsberg, bei täglich nahezu 15.000 zu befördernden Schülern, bei jeder Veränderung der Fahrtsituation, insbesondere durch zeitliche Anpassungen „Gewinner und Verlierer“ geben. Im Einzelfall kann sich die Fahrtzeit deutlich verlängern.

 

 

Frage 4:     Wie hoch schätzen Sie das mögliche Einsparpotenzial an Fahrten ein, wenn alle Schulen ihre Schulzeiten mit dem ÖPNV abstimmen würden?

 

Antwort:   Aufgrund der dargestellten Veränderungen in der Schullandschaft und insbesondere bezogen auf die Unterrichtszeiten an einigen Schulen der Sekundarstufe II bis weit nach 17 Uhr sowie durch Zusammenlegung bzw. Schließung von Schulstandorten und ist eine verlässliche Einschätzung in der Kürze nicht möglich. Weniger Schulen heißt im Umkehrschluss nicht unbedingt weniger Schüler, sondern zumeist weitere Wege.

 

 

Frage 5:     Vor kurzem hat das neue Schuljahr begonnen. Wie sind die aktuellen Erfahrungswerte mit dem Schülerverkehr? Welche Verbesserungsvorschläge gibt es von Seiten der Betreiber, Schule, Schüler und Eltern zur Verbesserung des ÖPNV?

 

Antwort:   Zum Schuljahr 2014/2015 gab es einige Änderungen in der Schullandschaft im Kreis Heinsberg, z. B.: Zusammenlegung der Hauptschulen im Selfkant und Gangelt am Schulstandort Gangelt mit der dort neuen Ausrichtung zur gebundenen Ganztagshauptschule, Eröffnung der Gesamtschule Stadt Heinsberg am Standort Schulzentrum Oberbruch. Die Anforderung an die Bedienung der Gesamtschule im ÖPNV wird sich sukzessive erhöhen, da aus dem gesamten Stadtgebiet Heinsbergs und darüber hinaus Schüler nun diesen Schulstandort erreichen sollen und sich nicht wie früher auf jeweils zwei Hauptschulen und Realschulen im Stadtgebiet entsprechend lagebezogen aufteilen. Verbesserungen werden durch die neue Linie 402 (alte SB4) aufgrund von Anpassungen des Linienweges erreicht. Die Anbindung wird derzeit noch in Einzelfällen überprüft und zwischen den Beteiligten abgestimmt.

 

 

Frage 6:     Welche Verbesserungen könnten durch eine bessere Abstimmung der Schulzeiten auf die Buslinien für die übrigen ÖPNV-Nutzer erzielt werden?

 

Antwort:   Für den ÖPNV-Nutzer sind klar getaktete Fahrzeiten von Vorteil, da dies bei der Nutzung von Umsteigebeziehungen Bus/Schiene oder Bus/Bus zu erheblichen Fahrtzeitverkürzungen führt. Durch die Inbetriebnahme der Schienenstrecke Heinsberg – Lindern zum Fahrplanwechsel 2014 wurden Fahrplananpassungen im Großraum Heinsberg auf vielen Linien umgesetzt. Hierbei wurde die Problematik von starr getakteten Linien zu sehr differenzierten Schulzeiten nochmals sehr deutlich. Erste Kompromisslösungen werden im ÖPNV-Betrieb laufend geprüft und Lösungsalternativen erarbeitet.

 

 

Frage 7:     Wie hoch ist der aktuelle Auslastungsgrad des ÖPNV bzw. wie hoch ist der Leerfahrtenanteil an den Gesamtfahrten? (Bitte insgesamt und getrennt nach den Schulzeiten sowie außerhalb) 

 

Antwort:   Im Jahr 2013 lag der Leerfahrtenanteil der westEnergie und Verkehr GmbH bei ca. 12,5% zur Fahrplanleistung (5,4 Mio. km). Eine dezidierte Aufschlüsselung nach Schulzeiten liegt dem Unternehmen nicht vor.