Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 15, Nein: 0, Enthaltungen: 0

Beschlussvorschlag:

Der Sozialstrukturatlas wird als Bestandteil der Sozialberichterstattung des Kreises Heinsberg eingeführt. Er ist regelmäßig zu aktualisieren und zu veröffentlichen.


 


Die vorliegende Fassung eines Sozialstrukturatlasses bildet auf der Grundlage von aktuell verfügbaren und z. T. auf bis zum Jahr 2003 zurückgehende Daten sowohl demographische Entwicklungen im Kreisgebiet als auch konkrete Lebenslagen der Bevölkerung auf der Gemeindeebene ab.

Wegen der kurzfristigen Fertigstellung und der Größe des Strukturatlasses steht dieser derzeit nur online als Anlage zu den Sitzungsunterlagen zur Verfügung. Auf Anfrage kann ein Druckexemplar bereitgestellt werden.

 

Er dokumentiert den Ist-Zustand und macht zugleich auf Veränderungen während eines definierten Zeitverlaufs aufmerksam. Die auf der Gemeindeebene erhobenen Daten ermöglichen eine differenzierte Betrachtung, die zeigt, inwieweit sich Lebenslagen im Kreisgebiet heterogen verteilen und entwickeln.

Der Sozialstrukturatlas soll als fortlaufendes Berichtsmodell eingeführt werden, der mit seiner spezifischen Ausrichtung sowohl einen regionalen Vergleich wie auch einen solchen unter den kreisangehörigen Kommunen herstellt.

Durch den daraus resultierenden regionalen Referenzrahmen wird eine wichtige zusätzliche Interpretationsebene erzeugt, die eine Gewichtung bzw. Relativierung der über das Sozialraum-Monitoring und die beabsichtigte Quartiersanalyse gewonnenen kleinräumigen Daten ermöglicht.

Der vorliegende Sozialstrukturatlas liefert Daten, die sowohl für die Arbeit nach dem Konzept des Lebenslagenansatzes (Gerhard Weisser 1978) als auch des Capability Approaches bzw. Befähigungsansatzes (Amartya Sen 2000) nutzbar gemacht werden können. Der Begriff Lebenslage bezeichnet die Gesamtheit (un-)vorteilhafter Lebensbedingungen eines Menschen (vgl. Hradil 2001). Als zentrale Lebenslagenbereiche werden die Situation am Arbeitsmarkt, ökonomische Situation, Bildung, Betreuung, Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe betrachtet und im Sozialstrukturatlas durch wesentlich erscheinende Bevölkerungsdaten ergänzt.

Mit Hilfe dieser Dimensionen und der Erkenntnisse aus dem Sozialraum-Monitoring und der Quartiersanalyse werden somit grundlegende sozialplanerische Vorarbeiten geleistet, um die vielschichtige Lebenswirklichkeit der Bevölkerung im Kreis Heinsberg widerzuspiegeln und erkenntnisbasiert Anknüpfungspunkte für eine engagierte Jugend-, Gesundheits-, Bildungs- und Sozialpolitik zu identifizieren.

Der Sozialstrukturatlas ist nicht als statisches Erkenntnisinstrument konzipiert, sondern als Grundlageninformation gedacht, die bei Bedarf zur Schwerpunktsetzungen erweitert bzw. ausdifferenziert werden kann.

Zusammengefasst ergibt sich folgende Zielstellung:

Der Sozialstrukturatlas soll kommunalen Planungsprozessen und politischen Entscheidungen eine Grundlage bieten und dazu beitragen, eine bedarfsgerechte soziale Infrastruktur zu sichern. Durch die Breite der dargestellten Daten aus verschiedenen Bereichen unterstützt der Sozialstrukturatlas eine abgestimmte Sozial-, Jugend-, Bildungs- und Gesundheitspolitik. Durch konkretes Wissen über kleinräumige Problemlagen wird die zielgenaue Planung von Unterstützungsangeboten verbessert.

Herr Dörr, Leiter der Stabsstelle demografischer Wandel und Sozialplanung trägt ergänzend vor, dass der Kreis Heinsberg bereits vielfältige Vorleistungen im Rahmen der Sozialberichterstattung erbracht hat, wozu beispielsweise

-          die Jugendhilfeplanung des Kreises Heinsberg aus dem Jahre 2006 mit einer Auswertung der Befragung aller Grundschuleltern der Kinder im 3. Jahrgang der Projektgruppe Bildung und Region,

-          die demographische Studie zur Entwicklung der Bevölkerung im Kreis Heinsberg (incl. Langzeitprognosen bis zum Jahr 2035) der Projektgruppe Bildung und Region Sept. 2006,

-          die RWTH-Studie „Nachhaltige Förderung der Lebensqualität im Kreis Heinsberg“  2010,

-          die kreiseigene Datenabfrage zur Situation in der Pflege, die seit 15.12.2010 alle 2 Jahre erneut durchgeführt wird,

-          der Bericht zur Kinderarmut im Kreis Heinsberg (Elternbefragung der Kinder in den 3. Schuljahren der Grundschulen) April 2011 der Projektgruppe Bildung und Region,

-          der Armutsbericht „Lebenslagen im Kreis Heinsberg“ der Projektgruppe Bildung und Region 2012,

-          das Sozialraum-Monitoring (31.12.2013), dem Jugendhilfeausschuss und dem Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 9.11.2015 vorgestellt und

-          das Projekt „Quartiersanalyse in der Stadt Geilenkirchen“ (Kooperationsprojekt: Stadt Geilenkirchen, RWTH Aachen, Kreis Heinsberg. Der Endbericht zur Korrektur liegt laut Information der RWTH Aachen definitiv gegen Ende dieses Monats vor)

zu zählen seien.

Alle diese Studien/Berichte hätten dazu beitragen können, eine empirisch fundierte Erkenntnislage über Entwicklungen im Kreis Heinsberg herzustellen. Darauf aufbauend konnten wohlfundierte strategische Entscheidungen im Bereich Jugendhilfe- und Sozialplanung und kommunaler Pflegeplanung getroffen werden.

Dennoch sei ein Sozialstrukturatlas als ein unerlässliches Erkenntnisinstrument, dass wegen seiner Indikatorenvielfalt weit über den Anspruch der bisher beauftragten Studien/Berichte hinausgehe, erforderlich. Er beinhalte einen breiten Indikatorenansatz, der einen großen Teil der lebenslagenrelevanten Phänomene in den Blick nehme und insbesondere Verläufe festhalte und diese in der vorliegenden Fassung auch bereits nachgezeichnet habe. Wie in der gemeinsamen Sitzung des Jugendhilfeausschuss und des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 09.11.2015 festgestellt, befinde sich das Sozialraum-Monitoring in dieser Dimension noch im Aufbau.

Die Sozialplanung des Kreises sehe eine enge Verbindung zwischen demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen und schaue insofern mit dem Sozialstrukturatlas – auch wegen seines starken regionalen Bezuges – über den Tellerrand hinaus.

Zum anderen sei es an der Zeit, einige Datenstrukturen zu erneuern, da diese mittlerweile veraltet seien und der Aktualisierung bedürften.

Bei der Beschäftigung mit den Bevölkerungsdaten sei es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass sich durch die Ergebnisse des Zensus 2011 im Bereich der Einwohnerzahlen nicht unerhebliche Veränderungen in den Bevölkerungsbeständen der kreisangehörigen Kommunen ergeben hätten. Hierdurch sei letztlich eine neue Datenbasis entstanden, auf deren Grundlage nunmehr eine kontinuierliche Fortschreibung erfolgen müsse.

Im Übrigen hätten demografische Entwicklungen in einem anderen Umfang stattgefunden, als prognostiziert. So sei allein schon an die aus der Flüchtlingswelle resultierenden demografischen Auswirkungen zu denken.

In die Konstruktion des Sozialstrukturatlasses seien bewusst Zuzüge und Wegzüge von unterschiedlichen Kohorten aufgenommen worden, um die jeweilige Entwicklung reflektieren und ggf. frühzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.

Ein wesentlicher Bestandteil bei der Erstellung des Grundgerüstes für den Sozialstrukturatlas sei die Idee gewesen, einen Regionalen Vergleich herzustellen und sichtbar zu machen, um hierüber eine noch höhere Sensibilität für regionale Entwicklungen und Bedingungsfaktoren erhalten zu können.

Die Struktur und der Aufbau des Sozialstrukturatlasses seien von der Stabsstelle Demografischer Wandel und Sozialplanung vorgegeben und in der Hauptsache von Herrn Norwin Sommerfeld (Zunächst Student der Staats- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr München, nunmehr Master of Arts) umgesetzt worden. Unterstützt habe der zeitweise bei der Stabsstelle eingesetzt Herr Dipl. Pflegewissenschaftler  (FH) Karl-Heinz Grimm.

Nach Auffassung der Verwaltung stelle der Sozialstrukturatlas eine Bereicherung der Sozialberichterstattung des Kreises dar und solle regelmäßig aktualisiert bzw. fortgeschrieben werden.

Anschließend gibt Herr Norwin Sommerfeld anhand einer PowerPoint-Präsentation, die der Niederschrift beigefügt ist, einen kurzen Überblick über den Sozialstrukturatlas und stellt darin beispielhaft einige Arbeitsergebnisse vor.