Sitzung: 17.04.2018 Ausschuss für Umwelt, Klima, Verkehr und Strukturwandel
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 14, Nein: 0, Enthaltungen: 1, Befangen: 0
Vorlage: 0368/2018
Beschluss:
Der
Ausschuss für Umwelt und Verkehr nimmt das integrierte Energie- und
Klimaschutzkonzept für den Kreis Heinsberg zustimmend zur Kenntnis und
empfiehlt dem Kreisausschuss und Kreistag, das integrierte Energie- und
Klimaschutzkonzept für den Kreis Heinsberg zu beschließen.
Der Ausschuss für Umwelt und Verkehr empfiehlt darüber hinaus dem Kreisausschuss und dem Kreistag, zur Umsetzung des integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes und zum Aufbau eines kontinuierlichen Klimaschutz-Controllings durch die Verwaltung beim zuständigen Bundesministerium zu klären, ob eine Unterstützung des Klimaschutzmanagements durch Einstellung einer Klimaschutzmanagerin / eines Klimaschutzmanagers als zielführend erachtet und eine diesbezügliche Förderung in Aussicht gestellt wird.
In
der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Verkehr am 08.09.2015 beauftragte
der Fachausschuss auf Antrag der CDU-Kreistagsfraktion vom 11.06.2015 die
Verwaltung, im Rahmen der Energiewende unter
Inanspruchnahme bestehender Fördermöglichkeiten und in Kooperation mit der
Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg mbH (WFG) ein
Energie- und Klimaschutzkonzept für die eigenen Aufgabenbereiche des Kreises
Heinsberg zu erarbeiten sowie Bürger, Unternehmen, Energieversorger und
Kommunen im Rahmen der Erarbeitung zu beteiligen. Das Energie- und
Klimaschutzkonzept sollte neben einer qualifizierten Bestandsaufnahme unter
Einbeziehung bereits vorliegender kommunaler Konzepte Entwicklungs- und
Maßnahmenperspektiven für eine künftige „Energie- und Klimaschutzregion Kreis
Heinsberg“ aufzeigen. Dabei sollte der Beteiligungsprozess interkommunal wie
interregional erfolgen (TOP 1 der Niederschrift).
Als erste konkrete Maßnahme beantragte die Verwaltung mit
Schreiben vom 25.02.2016 beim Projektträger Jülich (PtJ) - Forschungszentrum
Jülich GmbH (Auftragnehmer des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau
und Reaktorsicherheit tätig) für die Erarbeitung des integrierten Energie- und
Klimaschutzkonzeptes die Gewährung einer Zuwendung aus Mitteln der Nationalen
Klimaschutzinitiative. Diesem Antrag wurde mit Bescheid des Projektträgers
Jülich vom 15.08.2016 entsprochen und dem Kreis für die Konzepterstellung eine
Bundeszuwendung in Höhe von 65 % der zuwendungsfähigen Kosten bei einer
Laufzeit für die Erarbeitung bis zum 30.09.2017 bewilligt. Die Laufzeit wurde
zwischenzeitlich bis zum 31.12.2017 durch den Projektträger Jülich verlängert.
Für die Erarbeitung des integrierten Energie- und
Klimaschutzkonzeptes war es angezeigt, ein Fachbüro mit der Erarbeitung der vom
Projektträger Jülich vorgegebenen Konzeptinhalte zu beauftragen. Im Rahmen
einer beschränkten Ausschreibung wurde Kontakt zu drei fachkundigen
Planungsbüros aufgenommen und um die Abgabe eines Angebotes gebeten. Die Gertec
GmbH Ingenieurgesellschaft, Essen, wurde als Bieterin des wirtschaftlichsten
Angebotes mit Zustimmung des Kreisausschusses in seiner Sitzung am 08.11.2016
mit der Erstellung des Konzeptes beauftragt (TOP 23 der Niederschrift).
Durch die beauftragte Ingenieurgesellschaft wurde bis Ende des
Jahres 2017 das Energie- und Klimaschutzkonzept erarbeitet. Inhaltlich besteht dieses
aus einer fortschreibbaren Energie- und Treibhausgas-Bilanz, einer
Potenzialanalyse und einem Maßnahmenkatalog. Hierbei wurden die relevanten
Sektoren (z.B. Liegenschaften, Verkehr, aber auch private Haushalte, Industrie,
Gewerbe, Handel und der Dienstleistungsbereich) betrachtet. Neben der
Ermittlung der Verbräuche - bezogen auf das Jahr 2015 - bildet die Erstellung
von Klimaszenarien einen weiteren wesentlichen Baustein des Konzeptes. Hierbei
sind ein Klimaschutzszenario (Entwicklung bei konsequenter Umsetzung der
Klimaschutzpolitik) sowie ein Referenzszenario (Entwicklung ohne
Klimaschutzanstrengungen) entwickelt worden. Neben einer
Eröffnungsveranstaltung („Kickoff“-Veranstaltung) mit wesentlichen Akteuren
wurden mehrere Workshops sowie Interviews durchgeführt. Wesentliche Akteure und
Bürger wurden eingebunden und wirkten an der Erstellung des Maßnahmenkataloges
mit. Zudem beteiligten sich 528 Bürgerinnen und Bürger an einer Online-Umfrage
zum Thema Klimaschutz und nutzten die Gelegenheit, Ideen und Vorschläge
einzureichen. Der so entstandene Maßnahmenkatalog und die darin vorgeschlagenen
Einzelmaßnahmen sollen nach Zustimmung des Kreistages zum Konzept und
Maßnahmenkatalog sukzessiv umgesetzt werden. Im Rahmen der Konzepterstellung
erfolgte zudem eine Priorisierung der entwickelten Maßnahmen nach den Kriterien
zeitliche Umsetzbarkeit, finanzieller Aufwand, Kosten-Nutzen-Verhältnis,
regionale Wertschöpfung sowie zu erwartende Treibhausgaseinsparpotenziale. Um
den Klimaschutz nachhaltig zu installieren, wurden zudem eine Kommunikations-
und Verstetigungsstrategie sowie ein Controlling-Konzept erarbeitet. Hierdurch
soll die Wirksamkeit der umzusetzenden Maßnahmen ermittelt und das Interesse
wesentlicher Akteure am Klimaschutz auch über das Projektende hinaus gesichert
werden.
In der
Sitzung des Kreistages am 03.05.2018
soll das integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept beschlossen werden. Dies ist für die Beantragung
weiterer Fördermittel Voraussetzung. Im Anschluss an die Erstellung des Klimaschutzkonzeptes
soll nach Einplanung der erforderlichen Finanzmittel im Kreishaushalt die
sukzessive Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgen. Dafür ist die
Einrichtung einer Stelle für eine Klimaschutzmanagerin / einen
Klimaschutzmanager zu empfehlen. Diese Stelle kann für die Dauer von bis zu
drei Jahren mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss von bis zu 65 % der
förderfähigen Kosten vom zuständigen Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert werden.
In der
Ausschusssitzung stellt Herr Dipl.-Ing. Hübner (Geschäftsführer der Gertec
Ingenieurgesellschaft GmbH) in einer Präsentation, die der Niederschrift als
Anlage beigefügt ist, das erarbeitete integrierte Energie- und
Klimaschutzkonzept für den Kreis Heinsberg vor und erläutert die wesentlichen
Punkte sowie vorgeschlagenen Maßnahmen. Dipl.-Ing. Hübner gibt zunächst einen
kurzen Rückblick auf den Prozess der Konzepterstellung und führt aus, dass
dieses als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige
Klimaschutzanstrengungen und geeignete kommunale Maßnahmen dienen soll. Es
wurde so aufgebaut, dass es den Entscheidungsträgern aufzeigt, welche
technischen und wirtschaftlichen Potentiale zur Minderung von Kohlendioxyd(CO2)-Emissionen
bestehen und welche Maßnahmen zur Verfügung stehen, um kurz-, mittel- und
langfristig Emissionen auf kommunaler Ebene einzusparen und Energieverbräuche
zu senken.
Das
integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept basiert auf den Projektbausteinen
-
Energie-
und Treibhausgas-Bilanz im Kreis Heinsberg,
-
Energieeinspar-
und Effizienzpotentiale und Potentiale Erneuerbarer Energien sowie
-
Beteiligung
von Akteuren in Fachworkshops, persönliche Interviews (Haushaltsbefragung) und
Einbindung der kreisangehörigen Kommen (kommunale Klimaschutzarbeit).
Dipl.-Ing.
Hübner führt in seinem Vortrag aus, dass die Auswertung der Endenergie- und
Treibhausgas-Bilanz (THG-Bilanz: Basis 2015) im Kreis Heinsberg geordnet nach
den Sektoren Wirtschaft, Haushalte und Verkehr deutlich macht, dass der Kreis
Heinsberg mit seinen eigenen Liegenschaften und seinen Fuhrpark direkt nur
einen sehr geringen Einfluss auf die mittel- und langfristige
Treibhausgas-Reduktion habe (unter 1 %). Gleichwohl sind erhebliche
Potentiale zur Treibhausgasvermeidung im Kreis Heinsberg möglich. Diese liegen
insbesondere im Ausbau der Erneuerbaren Energien (Dachflächen-und
Freiflächen-Photovoltaik zusammen ca. 59 % und Windkraft ca. 18 %)
sowie durch Umstellung der Energietechnik (z. B. Kraft-Wärme-Kopplung,
Nutzung von Erdgas oder Umweltwärme). Aus diesem Grunde ist es wichtig, neben
den kreisangehörigen Kommunen auch Akteure aus der Wirtschaft, den Verbänden
und Vereinen, den Kirchen und Schulen für den Klimaschutzprozess zu gewinnen
und diese mit einzubeziehen. Auch im Verkehrssektor sind größere
Einsparpotentiale durch Maßnahmen zur umweltfreundlichen Mobilität (z. B.
Projekte zum CarSharing, Förderung der Elektromobilität und des Radverkehrs im
Alltag oder Marketingkonzepte bzgl. der Verknüpfung von Fahrrad und ÖPNV) im
Hinblick auf die Treibhausgasbilanz zu erreichen. Großstädte mit einer größeren
Dichte im Bereich der ÖPNV-Infrastruktur haben im Vergleich zu einem
Flächenkreis ein größeres Potenzial zur Treibhausgasminderung. Hiernach stellt
Dipl.-Ing. Hübner das Maßnahmenkonzept für den Kreis Heinsberg in Grundzügen
dar und gibt einen kurzen Überblick zum Zeit- und Kostenplan sowie zu
potentiellen „Minderungseffekten“ einzelner Maßnahmen. Im Anschluss an die
Präsentation dankt Ausschussvorsitzender Jansen Herrn Dipl.-Ing. Hübner für die
sehr informative Darstellung des erarbeiteten integrierten Energie- und
Klimaschutzkonzeptes für den Kreis Heinsberg.
In der nachfolgenden
Beratung regt Ausschussmitglied Horst an, neben der Neuauflage des Projektes
„Ökoprofit im Kreis Heinsberg“ (hier: Zusammenarbeit von Unternehmen, Kommunen
und Experten zur nachhaltigen ökologischen und ökonomischen Stärkung der
Unternehmen) für alle kreiseigene Einrichtungen zukünftig nur zertifizierten
Ökostrom zu beziehen. Der derzeitige Bezug von sog. „Graustrom“ (Strommix
unbekannter Herkunft insbesondere aus dem Ausland) sollte vor dem Hintergrund
des angestrebten Klimaschutzprozesses weitestgehend eingeschränkt werden. Auch
sollte als eine der ersten Maßnahmen die Infrastruktur für Erneuerbare Energien
auf den kreiseigenen Liegenschaften (z. B. die Errichtung von
Photovoltaikanlagen auf den Flächen der ehemaligen Kreismülldeponien) weiter
ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang wird seitens der Ausschussmitglieder
angeregt, dass im Rahmen des Klimaschutzes auch die Möglichkeiten und
Potentiale von Speichertechnologien berücksichtigt werden.
Ausschussmitglied Spenrath
sieht die Schaffung und Unterhaltung einer zusätzlichen Infrastruktur im
Bereich der Erneuerbaren Energien kritisch, da nach seiner Auffassung die
Bürger durch entsprechende Maßnahmen nur zusätzlich belastet werden.
Die Ausschussmitglieder
Dahlmanns und Schmitz begrüßen das integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept
als Grundlage mit Vorbildfunktion des Kreises für andere Akteure. Nach einer
Priorisierung der Maßnahmen ist es allerdings auch angezeigt, über ein
geeignetes Klimaschutzmanagement zu beraten.
Ausschussmitglied Dr. Wagner begrüßt seinerseits die von der Verwaltung vorgeschlagene Änderung des Beschlussvorschlages zum Klimaschutzmanagement und spricht sich dafür aus, für die Umsetzung einzelner, vorgeschlagener Maßnahmen die erforderlichen Finanzmittel im Kreishaushalt einzustellen.
Ausschussvorsitzender Jansen sieht das integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept für den Kreis und den hierzu erarbeiteten Maßnahmenkatalog als guten Einstieg in die Klimaschutzthematik. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung für die kreiseigenen Liegenschaften und den eigenen Fuhrpark werden sicherlich im Vordergrund der Maßnahmenumsetzung stehen. Des Weiteren stellt er heraus, dass der Kreis in dieser Sache eine Moderationsfunktion übernehmen sollte. Es geht nicht zuletzt darum, Bewusstsein für den Klimaschutz im Kreis Heinsberg zu schaffen.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
14 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
1 |
Befangen: |
0 |